Jüngere Bevölkerung im Dreiland fühlt sich als Europäerin und Europäer

„Der Jugend eine Stimme geben“, unter diesem Vorsatz hat die Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann im Rahmen ihrer Präsidentschaft der Oberrheinkonferenz eine Umfrage bei jungen Menschen im Dreiland in Auftrag gegeben. Die Auswertung zeigt, dass die jüngere Generation an der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit interessiert ist und sie bei der Nutzung der Grenznähe klare Akzente setzt. Eine wichtige Erkenntnis ist, dass sich die junge Bevölkerung in allen drei Ländern mehrheitlich als Teil von Europa fühlt. Bei anderen Themen gibt es durchaus länderspezifische Unterschiede, woraus sich für die Politik interessante Handlungsfelder ergeben.

Regierungs- und ORK-Präsidentin Elisabeth Ackermann präsentiert zusammen mit Claudine Ganter, Conseillère régionale Grand Est und Präsidentin Oberrheinrat, die Ergebnisse der gfs-Studie.

Im Rahmen der laufenden Schweizer Präsidentschaft der Oberrheinkonferenz interessiert insbesondere die Haltung der jüngeren Bevölkerung im Dreiländereck Schweiz, Deutschland und Frankreich. „Wir sind gut organisiert, es muss uns jedoch gelingen, bei der künftigen Gestaltung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit vermehrt der jüngeren Generation eine Stimme zu geben“, so die Zielsetzung der Basler Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann, die 2019 die ORK-Präsidentschaft innehat. Entsprechend hat das Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt beim Markt- und Sozialforschungsinstitut gfs-zürich eine Umfrage unter 18 bis 29 Jahre jungen Menschen am Oberrhein in Auftrag gegeben. Insgesamt wurden 1403 Personen aus allen drei Ländern befragt. Die repräsentativen Umfrageergebnisse machen deutlich, dass die jüngere Bevölkerung im Allgemeinen die Grenzlage durchaus zu nutzen weiss und auch an einer gut funktionierenden Zusammenarbeit und deren Mitgestaltung interessiert ist. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse auch länderspezifische Unterschiede bei den grenzüberschreitenden Erfahrungen auf, welche durch die Sprachkenntnisse wie auch die finanziellen Möglichkeiten beeinflusst sind.

Eine wichtige Erkenntnis ist, dass sich die jüngere Generation in allen drei Ländern mehrheitlich als Teil von Europa fühlt und entsprechend eine eher geringere Verbundenheit zum geografischen Begriff „Oberrhein“ erkennbar ist. Eine grosse Übereinstimmung besteht zudem bei der Begründung von regelmässigen Grenzquerungen, wobei die Freizeitgestaltung, insbesondere Ausflüge und Einkaufen, höchste Priorität hat.

Bei den Schwerpunktthemen kaum Generationenunterschiede
Bei der Agenda der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit kommt die jüngere Generation zur gleichen Schwerpunktsetzung wie die Politik. Zuoberst stehen Umwelt, Mobilität und Bildung. Auch wird seitens der Jugendlichen eine gewisse Bereitschaft für ein stärkeres grenzüberschreitendes Engagement geäussert, wobei nicht die Mitwirkung in Institutionen und Organisationen zuvorderst steht. „Die Politik ist gefordert, attraktive  Formen für den Einbezug und eine Mitwirkung der jüngeren Generation in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu finden“, so die Schlussfolgerung von Elisabeth Ackermann.

In Frankreich grosse Bereitschaft für grenzüberschreitendes Arbeiten
Der grenzüberschreitende freie Personenverkehr ist aus Sicht der Jugend am Oberrhein mehrheitlich eine Chance oder gar Notwendigkeit. Grössere Unterschiede zeigen sich bei der Einstellung zur Personenfreizügigkeit und zum grenzüberschreitenden Arbeiten. So kommt auf Schweizer Seite insbesondere in Bezug auf Arbeit sowie auf Aus- und Weiterbildung eine grössere Zurückhaltung zum Ausdruck, während die Jugendlichen auf französischer Seite am offensten sind. Für Elisabeth Ackermann wäre es daher prüfenswert, ob zusätzliche Möglichkeiten für Stages oder Praktika im Nachbarland geschaffen werden könnten.

Diese Stossrichtung wird auch seitens der Präsidentin des Oberrheinrates, Claudine Ganter, unterstützt: „Gesellschaftliches Engagement, Unternehmergeist und Talentförderung sind Themen, die auch den Anliegen junger Menschen entsprechen. Wir müssen uns grenzüberschreitend dafür engagieren und Rahmenbedingungen schaffen, um den jungen Menschen diese Entwicklungsmöglichkeit bieten zu können.“

Die Umfrage unterstreicht auch die Wichtigkeit der Förderung der Sprachkenntnisse, zumal die gegenseitige Verständigung nachweislich einen direkten Einfluss auf die Ausgestaltung der Grenzerfahrungen im Dreiland hat. In Ergänzung zu den Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und kulturellen Angeboten im Dreiland leistet hier das zivilgesellschaftliche Engagement einen wichtigen Beitrag. Einen konkreten Anknüpfungspunkt bietet der Verein Regio Basiliensis, der als Vernetzungs- und Austauschplattform zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit die Ergebnisse der Umfrage aufnehmen wird. Der Geschäftsführer, Dr. Manuel Friesecke hält entsprechend fest: „die Befragung zeigt, dass die Mehrsprachigkeit die unabdingbare Basis für trinationale Kooperation, interkulturelle Begegnungen, den grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt und eine höhere Mobilität in der Oberrheinregion bildet und daher konsequent zu fördern ist“.

 

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